Die größte Kunstmesse Deutschlands haben wir in Köln schon und auch in Sachen Street Art machen wir der Hipster-Metropole Berlin zunehmend Konkurrenz. Zu den absoluten Hotspots für Urban Art gehört der Stadtteil Ehrenfeld. Ich stelle euch ein paar der Kunstwerke im Veedel vor.

Es gibt viele Dinge, in denen Köln nicht mit Berlin Schritt halten kann. In Sachen Kunst jedoch wird die Domstadt immer mehr zur ernstzunehmenden Konkurrenz. Nicht nur residiert mit der Art Cologne Deutschlands größte Kunstmesse am Rhein, auch im Bereich Street Art holt die Stadt zunehmend auf. Inzwischen gibt es bei uns nicht nur ein eigenes Street-Art-Event – das City Leaks Festival –, sondern auch Bücher, Blogs und Stadtführungen zum Thema. "Sind die Wände einer Stadt weiß, so hat das Volk nichts zu melden", schreibt die Kunstagentin Anne Scherers in ihrem Buch "Streetart Cologne". Nimmt man diese Formel zur Grundlage, so hat "das Volk" in Köln jede Menge zu sagen. Das findet auch der Deutschlandfunk, der bereits im Sommer 2014 zu dem Schluss kam: "Mittlerweile kann es Köln locker mit der Street Art Metropole Berlin aufnehmen." Vor allem das City Leaks Festival, das 2011 zum ersten Mal stattfand, hat dafür gesorgt, dass sich Köln auch über die Stadtgrenzen hinaus einen Namen als zentraler Ort für Urban Art gemacht hat. Zum Konzept gehört nämlich auch, dass junge internationale Künstler – natürlich ganz legal – große Flächen im öffentlichen Raum gestalten dürfen. So ist im Prämierenjahr zum Beispiel der berühmte gehäutete Hase an der Senfelder Straße in Ehrenfeld entstanden. Der Stadtteil gehört neben dem Belgischen Viertel zu den Veedeln mit der höchsten Street-Art-Dichte. Hier sind neun Orte, wo es besonders schöne Arbeiten gibt:
Tipp 1: Bahnhof Ehrenfeld – Stammstraße – Gerhard-Wilczek-Platz

Das Hotel "Zeitgeist" vermietet seine Außenwand als Werbefläche: Wo Topshop und Zalando einst mit dem Street-Art-Konterfei von Model Cara Delevingne geworben haben, sind seit Ende November 2015 die im Schnee versunkenen Domspitzen zu sehen. Das Ganze ist Teil einer Werbekampagne von Stadt und KVB, die auch in Bus und Bahn auf den Klimawandel aufmerksam machen und die Kölner so dazu animieren wollen, öfter mal auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen.

Der Street Art Künstler PEZ aus Barcelona hat den Ehrenfeldern diese bunte Wand am Bahndamm gegenüber der Stammstraße vermacht. Die grinsenden Fische, die im Farbenmeer überall zu entdecken sind, sind übrigens das Markenzeichen des Spaniers.

Eigentlich ist El Bocho – ein ausgebildeter Illustrator aus Berlin, der den Sprung in die internationale Kunstszene geschafft hat – vor allem für seine Paste-ups bekannt. Am Ehrenfelder Bahndamm hat er den Kölnern jedoch eine gemalte Version seiner jungen Hipster-Mädchen ("Citizens"-Serie) hinterlassen.
Tipp 2: Bahnhof Ehrenfeld – Venloer Straße/Schönsteinstraße

Wo während der NS-Zeit Mitglieder der Kölner Edelweiß-Piraten hingerichtet wurden, hat die Street Art-Gruppe Captain Borderline den Widerstandskämpfern ein Denkmal gesetzt. An den Wändern der Straßenunterführung an der Venloer Straße Ecke Bartholomäus-Schink-Straße finden sich unter anderem Edelweißblüten, in deren Mitte die Namen der Opfer stehen. Daneben dann das Bild eines Schiffes, in dem die Edelweißpiraten über den Köpfen der Faschisten thronen:

Tipp 3: Vogelsanger Straße

An der Wand des Beruflichen Trainingszentrum an Vogelsanger Straße 193 haben Morbit und die CTP Youth im Rahmen des City Leaks Festivals 2011 dieses Kunstwerk hinterlassen. Direkt gegenüber liegt der Club Underground – auch hier verschönert Street Art die Fassade:

Tipp 4: Bürgerzentrum Ehrenfeld
"Ohne dich würde ich mich nich trauen", steht neben Bild an der Hauswand des Bürgerzentrums. Mit diesem Street-Art-Kunstwerk reiht sich Ehrenfeld in eine Riege von Städten wie Toronto, Kathmandu, San Francisco und Melbourne. In all diesen Metropolen sind nämlich ebenfalls Arbeiten des Künstlerduos "herakut" zu sehen. Hera (Jasmin Saddiqui) und Akut (Falk Lehmann) haben das Kölner Wandbild 2011 während des City Leaks Festivals hinterlassen.
Tipp 5: Hackländer Straße

Unter dem Namen "Mr. Trash" ist der Kölner Christian Böhmer als Graffiti-Künstler unterwegs. Der freischaffende Maler hat 2015 das Haus an der Marienstraße Ecke Hackländer Straße in Ehrenfeld mit seinen "Papiertüten-Köpfen" verschönert. Zu sehen sind Menschen, die vor lauter Multimedia-Wahn und Digitalisierung nicht mehr zur zwischenmenschlichen Kommunikation fähig sind. Ob das wohl ein Seitenhieb in Richtung "Lokal K" ist? Das ist nämlich der regionale Treffpunkt der Wikipedia-Community und der ist auch in dem Haus an der Marienstraße beheimatet.
Tipp 6: Senefelder Straße

Nichts für sensible Mägen: Den gehäuteten Hase hat der Belgier „ROA“ an der Wand des Hauses an der Senefelder Straße 4 - 6 verewigt. Das Kunstwerk ist im Rahmen des City Leaks Festivals im Jahr 2011 entstanden.
Tipp 7: Heliosstraße

Die deutsch-chilenische Künstlerin Pau Quintanajornet hat sich mit ihrem Projekt "Wallflowers" an der Heliosstraße verewigt. Weitere Arbeiten von ihr sind an einer Häuserfassade an der Kurfürstenstraße 1 in der Südstadt zu sehen.

Der in Hamburg ansässige Urban Art Künstler "mittenimwald" nimmt mit seinen poppigen Stencils und Paste-Ups die Werbeindustrie und ihrer Propagandamaschinerie auf die Schippe. Zu den wiederkehrenden Motiven gehören Pin-Up-Girls und wichtige Persönlichkeiten aus Politik und Kultur. In Köln hat auch er sich an der Heliosstraße verewigt.

Von dem Düsseldorfer Street Artist Decycle stammt dieser Soldat in Zwangsjacke an der Heliosstraße.
Tipp 8: Bahndamm zwischen Venloer Straßen und Ehrenfeldgürtel

Das Mural der Künstlergruppe Captain Borderline aus dem Jahr 2013 setzt sich unter dem Titel "Surveillance of the Fittest“ kritisch mit dem NSA-Spionage-Skandal auseinander.

"The Revolution will not be advertised" ist der Titel eines Murals des Kölner Street Artists Rakaposhii. Das Ganze ist eine Anspielung auf Gil Scott-Herons Song "The Revolution will not be televised".

Neben dem Wandbild von Captain Borderline hat der baskische Künstler Xabier XTRM sein Mural am Ehrenfelder Bahndamm platziert. "Verloren in der Stadt" steht neben Xabiers bunter Taube.
Tipp 9: Grüner Weg

Adrian Savulescu, Kayo Kracho, Martin Scholz und Steffen Wolf haben sich 2013 mit diesem Bild an der Wand des Barinton am Grünen Weg verewigt. Auch wenn in der Bar wohl vorwiegend Alkohol ausgeschenkt wird, ist das Werk der Künstler mit dem Hinweis "Kein Spaß ohne Wasser" versehen. Das liegt aber daran, dass das Ganze eine Aktion der Kölner Sektion von Viva con Agua ist. Die Organisation setzt sich weltweit für sauberes Trinkwasser ein. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite lauern dann diese bunten Zeitgenossen:


Einen WDR-Beitrag zur Kölner Street Art gibt es hier.