Belgien ist ein wahres Paradies für Bierliebhaber – und das gilt vor allem für die Hafenstadt Antwerpen. Dort gibt es unter den unzähligen Brew-Pubs nämlich auch das angeblich beste "Bierhuis" der Welt. Ich stelle euch meine fünf Lieblingskneipen in Antwerpen vor.

Das deutsche Reinheitsgebot lässt vielen hierzulande ebenso die Brust anschwellen wie das geliebte deutsche Brot. Nur allzugerne verstehen wir uns als Nation der Biertrinker. Doch auch wenn es manch einer nicht gerne hören mag: In Sachen Bierkultur sind uns die belgischen Nachbarn weit voraus – das lässt sich in jedem Lonely Planet-Reiseführer nachlesen. Kein anderes Land hat eine so vielfältige Brautradition wie die Belgier. Bereits im Mittelalter, als die Pest ausbrach, lautete die effektive Präventionsmaßnahme: Besser Bier trinken als Wasser! Die Liebe zum Gerstensaft haben sich die Bewohner des kleinen Landes inmitten von Europa bis heute beibehalten. Inzwischen sind Marken wie Stella Artois weltberühmt und marktführend. Dabei sind das nur die Standard-Lager. Die wahre Vielfalt liegt in den Hunderten belgischen Spezialbieren – sie reichen vom Trappisten- und Witbier bis hin zu unzähligen Frucht- und Sauerbieren. Und: Jedes Bier hat sein eigenes Glas. Wo man in Antwerpen am besten Klassiker wie Leffe, Kwak, Duvel, Orval, Westmalle, Rochefort, Westvleteren, Kriek und Co. trinken kann? Ich verrate es euch in meiner Top 5 der besten Bierkneipen.
Platz 5: Antwaerps Bierhuyske

Das Antwaerps Bierhuyske liegt an der Hoogstraat 14 und somit mitten im Herzen von Antwerpen, nur wenige Meter von der berühmten Liebfrauenkathedrale entfernt. Die Kneipe ist klein, gemütlich und urig, an der Decke hangeln sich Hopfenzweige entlang, während der berühmte La-Chouffe-Zwerg in allen Ecken lauert. Aber natürlich ist das Starkbier der Brasserie d'Achouffe längst nicht das einzige belgische Bier, das hier angeboten wird. Ganze 300 Biersorten gibt es im Antwaerps Bierhuyske – zwölf davon frisch vom Fass. Als Snack zum Bier empfehlen sich die Käsehappen mit Senf. Mit acht Euro ist die Portion für Zwei zwar nicht günstig, doch die Investition lohnt sich.
Platz 4: Billie's Bier Kafétaria

"Hello, is it beer you're looking for?", steht auf dem Schild über der Bar von Billie's Bier Kafétaria. Neben dem Schriftzug ein Mops. Das muss dann wohl Billie sein. Auch wenn weit und breit kein dicker Vierbeiner zu sehen ist, so muss man hier nach Bier tatsächlich nicht lange suchen. Obwohl die Zahl der Fassbiere begrenzt ist, bringt es Billie's Sortiment dank der zahlreichen Flaschenabfüllungen noch immer auf etwa 70 verschiedene Biere. Ein Großteil davon kommt aus Belgien, allerdings gibt es auch immer wieder mal was aus Brauereinen anderer Länder – wie zum Beispiel Thornbridge oder BrewDog aus Großbritannien. In Antwerpen ist die kleine, gemütliche Eckkneipe an der Kammenstraat 12 inzwischen so beliebt, dass es vor allem an Wochenenden richtig eng werden kann. Wer abends hier essen will – und das ist dank einer guten Auswahl an Speisen keine schlechte Idee – sollte vorab einen Tisch reservieren.
Platz 3: Het Elfde Gebod

Eine der wohl kuriosesten Bierkneipen im historischen Zentrum von Antwerpen ist Het Elfde Gebod ("Das elfte Gebot") an der Torfbrug 10. Wegen seiner unmittelbaren Nähe zur Liebfrauenkathedrale ist die Kneipe auch als Kathedraalcafé bekannt – und diesem Namen macht das Lokal alle Ehre. Hier trinken Besucher ihr Bier nämlich zwischen Hunderten von Heiligenfiguren. Aufgrund des außergewöhnlichen Ambientes stürmen während der Hochsainson vor allem Touristen die Räume des urigen Restaurants. An ruhigeren Abenden trinken hier aber auch Einheimische ihr Trappistenbier oder "Bolleke" – das in Antwerpen gebraute Bier der Brauerei De Koninck. Wer hungrig ist, findet auf der Speisekarte unter anderem die für die Hafenstadt so typischen Muscheln. Allerdings haben es die Preise in sich. Das elfte Gebot lautet hier also vor allem: Du sollst viel Bier trinken!
Platz 2: Gollem

Ebenfalls sehr zentral gelegen ist das Gollem an der Suikerrui 28. Zwar ist das Lokal ziemlich groß und versprüht damit nicht den Charme winziger Eckkneipen, dafür zählt das Bier- und Eetcafé mit insgesamt 30 Bieren vom Fass zu den Kneipen mit der wohl größten Auswahl an frisch gezapften Bieren in ganz Antwerpen. Hinzukommen natürlich auch hier unzählige Flaschenabfüllungen, sodass Gäste letztlich die Wahl zwischen rund 400 verschiedenen Sorten haben.
Platz 1: Kulminator

Kein Frage: Mit einer Vielfalt von 800 Biersorten aus unterschiedlichsten Jahrgängen hat sich das Bierhuis Kulminator am Vleminckveld 32 die bereits mehrfache Auszeichnung als weltweit beste Bierkneipe definitiv verdient. Schließlich bekommen Liebhaber hier Biersorten, die sonst nirgends ausgeschenkt werden. Und so überrascht es auch nicht, dass die Karte einem Telefonbuch gleicht. Fast noch einzigartiger als die Bierauswahl ist jedoch das Flair des kleinen Lokals. Seit Jahrzehnten wird der winzige Laden von einem älteren Ehepaar – Dirk Van Dyck und Leen Boudewijn – betrieben. Und eigentlich wäre die Kneipe auch gar nicht so winzig, wenn nicht in allen Ecken Unrat, leere Kartons und Bierkisten lagern würden. Ein bisschen ist es, als würde man die Wohnung eines Messis betreten. Es grenzt an ein Wunder, dass die beiden es schaffen, in all dem Chaos noch immer die richtige Bestellung für den jeweiligen Kunden zu finden.
Mit den Bestellungen schlägt sich ohnehin meist die Frau des Hauses herum. Nur wenn eine Flasche aus dem Keller geholt werden muss, schickt Leen ihren Mann los. Doch solange das nicht der Fall ist, sitzt Dirk mit grimmiger Miene an einem Tisch, den er mithilfe unzähliger Boxen und anderem Krimskrams als sein Revier markiert hat. Mal betrachtet er schweigend Texte durch eine riesige Lupe, mal krabbelt er unter den Tisch, um Gott weiß was zu suchen. Die meiste Zeit aber sieht er einfach nur so aus, als würde er sich nichts sehnlicher wünschen, als dass diese lästigen Touristen aus aller Herren Länder endlich sein Zuhause verlassen mögen. Den Gefallen tun sie ihm natürlich nicht. Schließlich ist das Kulminator unter Biertrinkern Kult und Legende zugleich. Und dafür sind viele von weit her angereist – von einem grummeligen Gastgeber lässt sich hier niemand verschrecken. Und außerdem ist da ja auch noch Leen, die erstaunlicherweise das komplette Gegenteil zu sein scheint – eine Frau, die ganz ohne viele Worte Wärme und Freundlichkeit versprüht. Als ihr Mann Dirk schließlich einen alten Stammgast erspäht, der plötzlich einen Tee vor sich stehen hat, entfleuchen ihm dann doch ein paar Worte. Ob er krank sei, will er wissen – mehr als Anklage denn als Frage gemeint. Als der Stammgast nur nickend grinst, zucken Dirks Mundwinkel dann doch ganz kurz. Fast könnte man meinen, es sei ein Lächeln, das ihm da übers Gesicht huscht. Man möchte ihn fragen, ob ihm nicht wohl sei. Aber das ist unnötig. Schließlich ist Dirks Miesepeter-Gehabe mindestens genauso kultig wie die größte Bierauswahl in der wohl unordentlichsten Kneipe der Welt. Auf dass sie noch lange erhalten bleibe!