Vor etwa drei Jahren habe ich AnnenMayKantereit mal auf ein Interview getroffen. Dass das was Großes werden könnte, haben in Köln damals schon viele geahnt. Tatsächlich: Selbst "Titel, Thesen, Temperamente" hat nun über die Jungs berichtet. Grund genug, das Interview von damals nochmal rauszukramen.

Sperriger Bandname, kein Label, kein Plattenvertrag. So kann das ja nix werden. Könnte man meinen. Zumindest, wenn es bei dieser Beschreibung nicht um AnnenMayKantereit ginge. Denn wer die Kölner Jungs einmal gehört hat, dem war schon früh klar – Bandname, großer Plattendeal? Das brauchen die alles nicht! Wer so eine Stimme hat und solche Musik macht, der muss doch früher oder später groß rauskommen. Und so ist es nun auch: Schon seit Längerem tourt die Kölner Band durch ganz Deutschland und spielt in ausverkauften Hallen. Am Wochenende folgte nun ein – meiner Meinung nach – ganz besonderer Ritterschlag: "Titel, Thesen, Temperamente" hat am Sonntag über AnnenMayKantereit berichtet. Max Moors Nachricht an die Kölner Jungs: "Augen auf bei der Interviewpartner-Wahl, denn ihr seid jetzt bei 'ttt' – beim Establishment. Wie erklärt ihr das jetzt euren Kumpels?"
Tja, und wie erklären die Jungs nun ihren Kumpels, dass sie nur einen Tag später schon wieder im Fernsehen erwähnt wurden? Genau. Claas hat bei "Circus Halligalli" angekündigt, dass AnnenMayKantereit am kommenden Montag erneut in der Sendung zu Gast sein werden (das waren sie 2014 schon mal). "Wahnsinn!", dachte ich mir – und habe nochmal das Interview rausgekramt, als ich die Jungs im August 2013 getroffen habe. Damals hatten sie gerade ihre erste CD aufgenommen. Hier ein paar Auszüge:
Wie hat AMK zusammengefunden?
Das erste Mal haben wir Karneval 2011 zusammen auf der Straße gespielt. Das war an Weiberfastnacht – da haben wir elf Stunden durchgemacht. Danach kam die Entscheidung, dass wir den Weg weiterverfolgen und das Ganze professionalisieren wollen. Wir kannten uns aber schon vorher – wir sind alle zusammen auf die Schule, das Schillergymnasium in Sülz, gegangen.
Ist es nicht eine riesige Überwindung, auf der Straße Musik zu machen?
Am Anfang fühlt es sich schon erst mal ein bisschen komisch an. Aber es ist wahnsinnig erleichternd, wenn dann die ersten Leute stehen bleiben und anfangen zu tanzen. Dann verwandelt sich die Aufregung ganz schnell in Spaß. Letztendlich war die Straße für uns die beste Schule. Du musst draußen ja irgendwie Aufmerksamkeit generieren – also lernst du, diesen Überraschungsmoment zu erzeugen. Das brauchst du auch, um auf der Bühne zu überzeugen. Außerdem haben wir durch die Straßenarbeit jede Menge Kontakte geknüpft. Auch privat hat uns das Ganze zusammengeschweißt. Es ist toll, wenn du dann zusammen nach Hause gehst und bei einem Bierchen das Geld zählst.
Was kam da so zusammen?
Zwischen 20 und 400 Euro am Tag.
Und wovon hängt das ab?
Wenn man nicht gut angezogen ist, kriegt man tatsächlich mehr. Sobald ein Bier daneben steht, geht gar nix mehr. Besonders gut läuft es kurz vor Weihnachten, wenn es richtig kalt ist. Und der Hundeblick – der ist auch immer ganz wichtig.
Wie wichtig sind Klickzahlen und Likes auf Facebook & Co.?
Man freut sich dann doch, wenn man mehr Likes hat als Leute, die große Konzerte spielen. Außerdem gibt es dir das Gefühl, dass du irgendwas richtig machst.
Der Bandname – war der Verzweiflung?
Der war Überzeugung. Unsere Musik sind schließlich nur wir drei. Annen – May – Kantereit. Der Name bringt natürlich das Problem mit sich, dass viele nicht wissen, wie man uns schreibt, ausspricht oder googelt. Aber dann müssen wir eben durch andere Dinge im Gedächtnis bleiben.
Das ganze Interview findet ihr hier.