So viel Rummel hat es um die Eröffnung einer Frittenbude in Köln wohl noch nie gegeben: Mehr als 18.000 Menschen interessierten sich auf Facebook für die Eröffnung des neuen Frittenwerks an der Ehrenstraße, knapp 3500 haben laut der Event-Info teilgenommen. Wer zu den ersten Testessern gehören wollte, musste Schlangestehen. Ob's sich gelohnt hat, verrate ich euch hier.

Zugegeben, die Fotos hatten schon den Zungensüppchen-Faktor. Ne Portion dicker Fritten mit ordentlich was drauf – wer sagt da Nein? Genau. Das dachten sich wohl auch die Macher des Frittenwerks, als sie entschieden, nicht mehr nur in Düsseldorf Kartoffelstängchen im Hipster-Ambiente unters Volk zu bringen. Also zeigten sie den Kölnern auf Facebook schon mal vorab, was die Düsseldorfer längst kennen und die Domstädter bei der Eröffnung des neuen Frittenwerks an der Ehrenstraße nun endlich kennenlernen sollten: Fritten, Fritten, Fritten. Mit Poutine! Poutine? Wusste natürlich kein Schwein so richtig, was das sein sollte. Außer dem gepullten vielleicht. Denn dieses "Pulled Pork" – so viel war auf den Fotos deutlich zu erkennen – sollte sich dort, wo Starbucks einst kalorienhaltige Kaffeegetränke verkaufte, ab dem Wochenende in besagter Poutine baden.
Sah gut aus. Klang auch gut. Frittenwerk! "Werk", "Manufaktur" oder "Craft" im Namen – das geht heutzutage ja irgendwie immer. Und dann noch diese Ansage: "Wer die original kanadische Poutine noch nicht kennt, darf sofort sein Dating-Profil löschen – denn ihr werdet euch verlieben!", stand da. Die Argumente waren schlagend. Fanden offenbar mehr als 20.000 Menschen. Zumindest hatten sich via Facebook rund 18.000 Leute interessiert gezeigt und etwa 3500 eine Zusage gegeben. So viel Rummel um eine Frittenbude, die in Düsseldorf – so hört man – schon längst keinen Hipsterhund mehr hinter dem Ofen hervorlockt? Da blieb selbst der Lokalpresse nichts anderes übrig als: berichten und den Hype hypen. Die Konsequenz: Zwei Mitarbeiter im roten Ranger-Kostümchen bewachten den Eingang, regelten den Einlass und drückten all denen ein Menü in die Hand, die in der langen Schlange quer über die Ehrenstraße geduldig auf die Frittenliebe ihres Lebens gewartet hatten.
Auf der Speisekarte war sie dann wieder – diese wundersame "Poutine". Viel mehr, als dass sich das Ganze wie der russische Präsident ausspricht, aber wohl irgendwas mit einem "kulinarischen Ausflug nach Kanada" zu tun hat, wollte aber auch das Faltblatt nicht verraten. Dann doch noch mal schnell auf Wikipedia gecheckt: "Eine in Kanada populäre Fast-Food-Spezialität. Sie besteht aus Pommes frites, Käse und darübergegossener Bratensauce." Ahhhh! Kanada. Stimmt. Da war was. Erklärt auch das karnevalistische Empfangskomitee. Irgendwie. Egal. Pommes. Her damit!
Das Auge isst mit, aber auf die inneren Werte kommt es an
Im Inneren des Ladens angekommen, ist vom (Hand-)Werk nicht viel zu sehen. Denn die Kartoffeln werden nicht etwa frisch gequetscht, geschnitzt oder gehobelt, sondern sie warten fritierbereit auf den Sprung ins heiße Fett. Hand angelegt hat aber offenbar ein bestens geschulter Motivationsguru. Denn das Gute-Laune-Level der Mitarbeiter ist selbst am Abend noch verblüffend. Und schnell sind sie auch noch. Fast Food eben. Not bad. Die Optik der Fritten wiederum steigert unser Gute-Laune-Level. Dass bei den Facebook-Fotos ein Foodfotograf am Werk war, der selbst den labbrigsten McDonalds-Burger wie eine Delikatesse aussehen lässt, kann man den Frittenwerk-Machern beim besten Willen nicht vorwerfen. Aber wir sollten uns ja verlieben. Und da sind die inneren Werte ja bekanntlich nicht ganz unwesentlich. Also testen wir die Fritten mit BBQ Pulled Pork Poutine, mit Pulled Honey Chicken Poutine (jeweils 6,90 Euro) und mit Classic Quebec Poutine (4,90 Euro) auf Kartoffelherz und Soßenniere.
Das Fazit: Das Pork ist zwar gut gepullt, aber trotz der angeblich sieben Stunden Garzeit nicht so richtig zart. Zumindest nicht zum Verlieben zart. Wo beim Schwein immerhin die BBQ-Sauce für die richtige Würze sorgt, fehlt es der Teriyaki-Marinade des Hähnchens irgendwie an Wumms. Auch der Klassiker läuft letztlich auf dasselbe Ergebnis hinaus: Schmeckt ganz lecker, aber die immensen Erwartungen – die nicht nur durch den Hype vorab, sondern auch wegen der nicht ganz kleinen Preise geschürt wurden – kann das Ganze nicht komplett erfüllen. Klar, das Fleisch kommt vom Metzger aus der Region (Achtung an alle Kölner, die Düsseldorf leidenschaftlich hassen: mit Region ist in diesem Fall tatsächlich Düsseldorf gemeint), die Soßen sind hausgemacht und das Öl ist rein pflanzlich. Aber am Ende sind es eben immer noch: Fritten. Für sieben Euro. Kann man mal machen. Muss man aber nicht.

Große Portion Hausfritten mit Pulled Pork (Schwein) - nach nordamerikanischem Vorbild - low & slow über sieben Stunden gegart, dazu rote Zwiebeln, hausgemachter Krautsalat und unsere Honey BBQ-Sauce.

Classic Quebec: Große Portion Hausfritten mit würziger Bratensauce auf vegetarischer Basis, dazu zart schmelzende Mozzarella Cheese Curds.

Die Hausfritten sind extra breit geschnittenen.

Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 11.30 bis 22 Uhr, Freitag & Samstag 11:30 bis 23 Uhr, Sonnntag 12 bis 21:30 Uhr