Schmale Gassen, wunderschöne Altbauten und idyllische Grachten: Amsterdam muss man einfach lieben. Dabei lohnt es sich, die ausgetrampelten Touristenpfade auch mal zu verlassen. Vor allem das Kreativzentrum im Norden der Stadt hält einige Überraschungen bereit. Wie ein perfekter Tag in der niederländischen Metropole aussehen könnte, erfahrt ihr hier.

Sweet Start: Amsterdam Centraal – De Laatste Kruimel
Morgenstund hat Kuchen im Mund. Wer wie ich eigentlich kein großer Frühstücks-Fan ist, aber zu einem guten Stück Kuchen trotzdem nie Nein sagen kann, der sollte seinen Tag bei "De Laateste Kruimel" starten. Denn: Wer viel vorhat, braucht viel Energie. Und davon gibt es in dem kleinen Innenstadt-Café jede Menge – und zwar in allen Formen. Das Beste: Auf dem Weg dorthin bekommt man bereits einiges von Amsterdam zu sehen. Vom Hauptbahnhof aus, dem Amsterdam Centraal, geht es über die große Einkaufsstraße Damrak immer geradeaus. Die Strecke führt vorbei an De Dam. An dem zentralen Platz der Stadt befindet sich nicht nur das Nationalmonument, sondern auch der Königliche Palast und die Nieuwe Kerk.

Kuchen, Quiches, Salate, Sandwhiches, Muffins – die Auswahl im "De Laatste Kruimel" ist riesig. Gebacken wird im Café selbst, was für einen wunderbaren Duft sorgt.
Vom großen Dam-Platz aus sind es nur noch fünf Gehminuten über die Rokin bis man "De Laatste Kruimel" erreicht. Die unzähligen Torten, Muffins, Salate und Quiches im Schaufenster lösen den Sabber-Reflex schon aus, bevor man den Laden überhaupt betreten hat. Drinnen gibt's dann auch noch Kaffee, Cappuccino und Smoothies. Wünsche bleiben kaum offen – außer der nach richtigen Tellern und Kuchengabeln. Denn hier wird alles in Pappschälchen und mit Holzbesteck serviert. Kein Platz mehr für eine Spülmaschine? Wohl eher keine Zeit, um diese ein- und auszuräumen. Denn das kleine Café ist längst kein Geheimtipp mehr und darum immer gut besucht.

Entlang der Grachten zu schlendern, ist wohl eine der schönsten Beschäftigungen in Amsterdam.
Akkus aufgeladen? Dann heißt es: Die Stadt erkunden und entlang der Grachten schlendern! Wer bei "De Laatste Kruimel" startet, für den ist ein Großteil der berühmten Sehenswürdigkeiten fußläufig zu erreichen: Bis zum Rotlichviertel bei "De Wallen" oder dem Bloemenmarkt mit seinen vielen Tulpenständen sind es jeweils nur fünf Minuten. Bis zum Anne-Frank-Haus in der Prinzengracht braucht es etwa eine viertel Stunde.
Generell sollte man sich in Amsterdam aber wohl einfach ein wenig treiben lassen, entlang der Kanäle spazieren und all diejenigen beneiden, die in einem dieser bezaubernden Altbauten wohnen. Wer unterwegs Appetit auf ein Eis bekommt, sollte nach IJscuypje Ausschau halten – einer Kette mit tollen Sorten und großen Kugeln. Auf der Suche nach einem Souvenier jenseits von Käse und Holzschuhen? Dann lohnt sich ein Besuch im Laden der Brouwerij De Prael – dort gibt es jede Menge verschiedene lokale Biersorten.

Der Shop der an der Brouwerij De Prael liegt an der Oudezijds Voorburgwal 30. Ob nun Bier aus Regenwasser oder ein leckeres IPA – hier findet jeder Bierliebhaber was.
Changing Sides: NDSM-Werft – Flohmarkt an den IJ-Hallen – Noorderlicht – Pllek
Wer genug davon hat, sich die Füße im Zentrum von Amsterdam wund zu laufen, der sollte sich auf der kostenlosen IJplein-Fähre in Richtung Amsterdam Noord eine kleine Verschnaufpause gönnen. Die legt in der Nähe des Hauptbahnhofs ab und bringt Besucher innerhalb von etwa 15 Minuten zum angesagten NDSM-Gelände. Zu tun gibt es auf dem Areal der ehemaligen Werft eigentlich immer etwas. Mit ein bisschen Glück findet an den IJ-Hallen zum Beispiel gerade Europas größter Flohmarkt statt. Rund 750 Stände – überwiegend mit Second-Hand-Klamotten zum Schnäppchenpreis – reihen sich hier im Sommer einmal pro Monat dicht an dicht.
Einen Besuch ist der Flohmarkt übrigens selbst dann wert, wenn man eigentlich gar nichts kaufen will. Denn beim Erkunden des Geländes entdeckt man alte Boote, Bahnwagons, bunten Schrott und Street Art. Nicht zu vergessen: der riesige Faralda-Kran. Der ist nicht etwa nur irgendein stillgelegter Kran, sondern auch das wohl außergewöhnlichste Hotel der Stadt. In den drei roten Containern, die hoch über der Erde schweben, verstecken sich nämlich chice Suiten im Retro-Design – dazu gibt es nicht nur einen fantastischen Blick über Amsterdam, sondern auch noch einen Whirpool on Top. Definitiv nur etwas für Menschen, die schwindelfrei sind – und das entsprechende Kleingeld haben. Eine Übernachtung kostet nämlich zwischen 400 und 500 Euro.
Weitaus günstiger lässt sich auf dem Gelände der NDSM-Werf ein weiteres Must-Do einer jeden Amsterdam-Reise abhaken: ein Stück holländische Appeltaart essen. Im Restaurant Brooklyn gibt es nämlich ganz fantastischen Apfelkuchen – mit viel Marzipan und Walnüssen. Der Service wirkt bei großem Betrieb zwar schnell mal etwas unorganisiert, aber spätestens beim ersten Happen Taart ist der Ärger darüber längst verflogen.

Alte Bahnwagons werden zum Wohnwagen, ein Boot wiegt sich in den Wellen des IJ und vom Steeg aus blickt man vom Amsterdam Noord auf die Innenstadt. Im Hintergrund: das Faralda Crane Hotel – ein riesiger Kran in dessen roten Containern sich chice Design-Suiten verbergen.

Zwischen den unzähligen Ständen, an denen junge Holländerinnen ihre ausrangierten Sachen verkaufen, gibt es auch einige Händler mit toller Vintage-Deko.

Keine Lust zu shoppen? Macht nix! Eine kleine Entdeckungstour auf dem riesigen Flohmarkt-Gelände an den IJ-Hallen lohnt sich auch so. Das ehemalige Werft-Gelände ist inzwischen zu einer Art Kreativzentrum von Amsterdam geworden, wo regelmäßig Festivals und andere Events stattfinden.
Tolle Orte zum Schlemmen und Entspannen gibt es auf dem Gelände rund um die NDSM-Werft und die IJ-Hallen gleich mehrere: Zum einen wäre da das Noorderlicht – ein buntes Hippie-Café, das aussieht wie ein riesiges Gewächshaus. Im Außenbereich sonnen sich Menschen auf der Wiese, schnuppern den Duft des geräucherten Fleischs oder versuchen sich im Hoolahoop. Nebenan spielt eine Band namens "Who are you Lutra Lutra?" beim "Festival of Fools" – nur eines von vielen Events, die hier regelmäßig stattfinden. Echtes Urlaubsfeeling gibt es bei schönem Wetter auch im Pleek: Das hippe Café aus Containern hat einen Strand vor der Tür – samt Hängematten und Relax-Liegen zum Sonnenbaden.

Das Café Noorderlicht sieht aus wie ein riesiges Gewächshaus und icht eine echte Hippie-Oase. Nicht allzuweit entfernt lässt es sich im Pllek ebenfalls gut entspannen.
Aussichts-Tipp: Eye Film Institute
Ist man schon einmal im Norden Amsterdams, dann gehört eigentlich auch ein Besuch im Eye Film Institute dazu. Wer noch fit ist, kann vom NDSM-Gelände aus laufen. Etwas mehr als eine halbe Stunde braucht man zu Fuß. Die bequemere Variante ist etwas umständlich: Mit der Fähre zurück in die Innenstadt und direkt hinter dem Hauptbahnhof in die Buiksloterweg-Fähre umsteigen – die fährt innerhalb weniger Minuten direkt zum Eye. Warum sich der Aufwand lohnt? Das Gebäude, in dem sich das nationale Filmmuseum der Niederlande seit 2012 befindet, ist ein echter Hingucker. Entworfen wurde der futuristische Bau vom österreichischen Architekturbüro Delugan Meissl, das auch das Porsche-Museum in Stuttgart realisiert hat. Doch nicht nur der Anblick des Eye, sondern vor allem der Ausblick hier ist etwas Besonderes. Das Museum liegt nämlich direkt am Wasser und bietet freie Aussicht auf die Innenstadt am gegenüber liegendem Ufer. Noch weiter blicken kann man auf dem A'Dam Lookout. Vom Dach des 80 Meter hohen Turmes hat man eine wunderbare Aussicht auf Amsterdam – es soll der einzige Punkt der Stadt sein, an dem man aus solcher Höhe den Grachtengürtel wirklich überblicken kann.
Eat and Relax: Dwaze Zaken – Vondelpark
Zurück in die Innenstadt geht es wieder mit der Fähre. Nach einem langen Tag kann man dort seinen Amsterdam-Besuch mit einem leckeren Essen ausklingen lassen. Ein gutes und halbwegs bezahlbares Restaurant in Hauptbahnhof-Nähe zu finden, ist in den meisten touristischen Großstädten gar nicht so einfach. In Amsterdam erweist sich jedoch das "Dwaze Zaken" als echter Geheimtipp. Das Essen in diesem hübschen Restaurant ist wirklich lecker. Zudem gibt es jeweils ein Tagesgericht, das meist etwas günstiger ist als die anderen Gerichte, die um die 15 Euro kosten.
Wem das immer noch zu teuer ist, der kann sich natürlich auch einfach ein paar Snacks in einem der vielen Albert-Heijn-Supermärkte kaufen und sich mit seinem Proviant im Vondelpark zu einem abendlichen Picknick niederlassen. Und damit ist man ganz bestimmt nicht alleine. Bei schönem Wetter zieht es nämlich unzählige junge Menschen zum Grillen und Chillen dorthin.

Das hübsche Restaurant "Dwaze Zaken" liegt direkt am Hauptbahnhof – von der Terrasse hat man sogar Blick auf den Amsterdam Centraal.

Nicht nur das Essen (Im Bild: Gnocchi und das Tagesgericht – ein Hähnchencurry) ist wahnsinnig lecker – im Dwaze Zaken gibt es auch richtig guten Cappuccino.
Event-Tipp: Amsterdam Kookt
Ihr seid Food-Fans und wollt demnächst nach Amsterdam? Dann solltet ihr euch das erste August-Wochenende rot im Kalender markieren. Vom 4. bis 7. August 2016 findet auf dem Gelände der NDSM-Werft nämlich das Food-Festival "Amsterdam Kookt" statt.