Dort, wo am Wochenende volltrunkene Teenager vor die Live Music Hall kotzen und unter Woche meist nur die Mitarbeiter der umliegenden Büros unterwegs sind, versucht Ehrenfeld neuestes Café sein Glück als Wohlfühlort. Der Plan der Woanders-Jungs scheint aufzugehen.

Mal woanders hin. Mit Beginn der Herbstferien nehmen das viele wörtlich. Kann man auch – und zwar ganz ohne Köln zu verlassen. Denn Woanders – das ist jetzt in der Lichtstrasse in Ehrenfeld. Hier gibt es nämlich seit gut einer Woche ein neues Café mit eben diesem Namen. Und die Jungs, die den Laden schmeißen, haben alles daran gesetzt, damit sich die Café-Passagiere auch so fühlen. Also als wären sie woanders.
Auf der Fensterfront reckt eine Giraffe ihren Hals in Richtung Türrahmen und Äffchen hangeln sich an Lianen entlang. Drinnen gibt's bunte Bilder, Kissen, Vintage Chic und einen Globus als Plattenspieler-Scple. So kann man zumindest mit dem Finger auf der Landkarte mal in die Ferne schweifen. Ist aber auch nicht dringend nötig, denn wer im Woanders sitzt, ist eigentlich schon auf einer Insel. Auf der Insel der Lichtstrasse. Hier, wo am Wochenende volltrunkene Teenager vor die Live Music Hall kotzen und werktags meist nur die Mitarbeiter der umliegenden Büros unterwegs sind, versucht das Woanders sein Glück als Wohlfühlort.
"Winner, Winner, Chicken Dinner" – wie ein kleiner Casinogewinn
Und es scheint zu funktionieren: 13 Uhr, der Laden ist voll. Mittagspausen-Zeit eben. Und die lässt sich hier nun mal viel besser verbringen als beim Bäcker ein paar Meter weiter. Auch der ist relativ neu, aber eben weit weg von Gemütlichkeit und Insel-Feeling. Und so lustige Namen wie im Woanders haben die Snacks dort sowieso nicht. Im Woanders heißt der Hackfleischspieß nämlich "Hackuna Matata" und der mit Hühnchen "Winner, Winner, Chicken Dinner". Am Werk war da nicht der Reimefuchs, sondern eher die Copycat: Musiktitel aus "König der Löwen" trifft auf Black-Jack-Zitat aus dem Film "21". Und tatsächlich ist "Winner, Winner, Chicken Dinner" auch im Woanders ein bisschen wie ein Casino-Gewinn: Vier Euro, auf der Karte unter der Kategorie "Spieße" zu finden – viel mehr als zwei kleine Holzstäbchen mit Hühnchen erwartet man da nicht. Und dann: Jackpot. Auf dem Tisch landet ein dickes Sandwich mit butterweichem Ciabatta vom Ehrenfelder Italiener, bestrichen mit würzigen Dips und gefüllt mit Fleisch, das schmeckt wie frisch vom Holzkohlegrill. Top!
Dass die Jungs offenbar nicht nur gerne Filme gucken, sondern sich auch vom deutschen HipHop inspirieren lassen, zeigt sich spätestens beim Blick auf die Smoothie-Liste. Was würde Samy Deluxe wohl sagen, wenn er wüsste, dass die "Grüne Brille" hier nicht aus berauschenen Substanzen, sondern Gurke, Apfel und Sellery gemacht wird? Für die goldrichtige Zutat haben sich die Jungs übrigens in Sachen Kaffee entschieden: Cappuccino und Co. werden mit den Bohnen von Heilandt gemacht. Wer was Süßes dazu will, bekommt Muffins, Bananenbrot, Waffeln oder auch ein Pain au Chocolat. Nur keinen Kuchen. Leider. Da sollte mal jemand den Soundtrack einer jeden Sandkastenfreundschaft auflegen – vielleicht wirkt so ein "Backe, backe Kuchen" ja auch irgendwie inspirierend. Dass die Jungs das Insel-Catering in dieser Hinsicht irgendwann erweitern, muss man zumindest nicht für ausgeschlossen halten. Denn wer verrückt genug ist, sich das Logo des eigenen Ladens auf den Arm tätowieren zu lassen, für den dürfte so ein bisschen Teig-Rühren wohl die leichteste Übung sein.


Adresse: Lichtstraße 64, 50825 Köln