Afrikanische Küche zu fairen Preisen – das gibt es im Selam in Ehrenfeld. Der Äthiopier gewinnt für seine Gerichte zwar keinen Schönheitspreis, doch der kleine Laden punktet in Sachen Geschmack, Service und "Spaßfaktor".

Die Warnung direkt zu Beginn: Wer auf perfekte Optik und Speisen steht, die angerichtet sind wie kleine Kunstwerke, der ist im Selam definitiv falsch. Denn was hier serviert wird, ist zwar ohne Frage lecker, aber gänzlich ungeeignet für den perfekten Insta-Shot – oder ähnliche Beweisführung dafür, dass man gerade so richtig erlesen gegessen hat. Alles ist irgendwie grün-braun und mehr Brei als bissfest, zumindest gilt das für einen Großteil der Hauptspeisen. Auch das Restaurant selbst wirkt – zumindest von außen – eher wie ein frisch angestrichener Garagenbau.
Den Spaß sollte man sich von diesen kleinen Schönheitsfehlern aber nicht verderben lassen. Schließlich ist Spaß genau das, was ein Besuch im Selam bringt. Denn: Es darf mit den Fingern gegessen werden. Keine Sorge, Besteck bekommt ihr natürlich trotzdem. Doch spätestens wenn das Injera – ein sehr weiches Fladenbrot aus Sauerteig mit Weizen- und Maismehl – erstmal auf dem Tisch steht, merkt man: Handarbeit ist hier die beste Variante, um die fast schwammartigen athiopischen Pfannkuchen in die verschiedenen Beigaben zu dippen.
Gemischte Platten – auch für Vegetarier
Wer möglichst viele landestypische Speisen auf einmal probieren möchte, für den sind die gemischten Platten wohl die beste Wahl. Die gibt es als Fleisch-Variante mit Rind in zwei verschiedenen Saucen, Salat, Gemüse, hausgemachtem Frischkäse, Linsen und athiopischem Grünkohl für insgesamt 13,95 Euro. Oder als Veggie-Variante mit Grünkohl, Linsen, gelben Erbsen und Salat für 11,95 Euro. Dazu empfiehlt sich zum Beispiel ein St. George Lager – ein afrikanisches Bier (3,30 Euro).
Das Fleisch ist wunderbar zart und fast ungewohnt würzig für die sonst eher milde afrikanische Küche. Sehr lecker! Groß sind die Portionen Rind zwar nicht, doch das Injera hat einen recht sättigenden Effekt. Das gedünstete Gemüse – darunter finden sich Kohl, Möhren und Kartoffeln – sorgt für einen bissfesten Kontrast zu den sonst eher breiigen Beilagen. Das ist gut so – und umso bedauernswerter, dass dieser "Biss" bei der Veggie-Platte fehlt. Dennoch ist das Selam Beweis dafür, dass es eben doch die inneren Werte sind, die zählen. Denn: Auch wenn das Essen keinen Schönheitswettbewerb gewinnt, ist es geschmacklich auf den Punkt. Außerdem überzeugt das Selam durch seinen herzlichen Service, faire Preise – und auch die Inneneinrichtung ist weitaus hübscher als es der erste Blick von außen vermuten lässt. Wer also schon immer mal Afrikanisch essen gehen wollte, für den ist dieser Ehrenfelder Laden eine gute Adresse.

Wo: Ehrenfeldgürtel 91, 50825 Köln. Wann: Dienstag bis Freitag von 17 bis 23 Uhr, Samstag von 16 bis 23 Uhr, Sonntag von 16 bis 22 Uhr