Es gibt sie noch – diese Läden, in die man eigentlich nur geht, wenn man Lust auf ein richtig gutes Stück Fleisch hat. Das Haus Scholzen ist so ein Laden. Hier gibt es rheinische, gutbürgerliche Küche gepaart mit uriger Gemütlichkeit – und eine Spezialität des Hauses, die Fleischfresserträume wahr werden lässt.

Als Vegetarier ins Restaurant zu gehen – vor knapp 20 Jahren war das noch ein Experiment, das man sich getrost schenken konnte. Solche Bestellungen endeten nämlich meist mit: "Ok, dann nur die Kartoffeln und das Gemüse – ohne Sauce bitte. Danke." Pubertärer Rebellionsphase sei Dank, weiß ich, wovon ich spreche. Inzwischen hat sich einiges getan – und damit meine ich nicht die Tatsache, dass ich inzwischen wieder Steak esse. Burgerläden, in denen früher nichts außer Rinderhack auf dem Grill landete, packen nun auch Portobellopilze und Auberginenscheiben zwischen ihre Buns. Und selbst in Oma Kleinmanns Schnitzelparadies gibt's den Klassiker ganz unklassisch in fleischfreier Käse- oder Sellerie-Variante. Gut so.
Dennoch existieren sie natürlich noch: Diese Läden, in die man vor allem dann geht, wenn man gerade Lust auf ein richtig gutes Stück Fleisch hat. Was Deftiges eben. Das Haus Scholzen ist so ein Laden. Und mit eben dieser deftigen, gutbürgerlichen Küche und kölscher Gastlichkeit hat es der Familienbetrieb an der Venloer Straße geschafft, sich einen Namen als eines der besten – wenn nicht als DAS beste – Restaurant im Veedel zu machen. Hier kehrt man ein wegen dem Ehrenfelder Senfrostbraten, dem Cordon Bleu, Schnitzel oder dem rheinischen Sauerbraten – aber eben nicht wegen preisgekröntem Salat.
Dass mein interessierter Blick auf die Käsespätzle am Nachbartisch von Lisa nur mit einem "Da wirst du doch jetzt nicht ernsthaft drüber nachdenken?" kommentiert wurde, war also nur folgerichtig. Denn: Kölner Fleischfresser, die Scholzens Senfrostbraten – ein Rump- oder Schweinesteak bestrichen mit Senf und überbacken mit Zwiebelkruste – noch nie probiert haben, haben was verpasst. Geschmacksurteil: legendär. Ob man dazu nun die Ofenkartoffel, Bratkartoffeln oder doch Pommes bestellt, spielt eigentlich gar keine Rolle, denn der Hauptdarsteller dieser Geschmacksexplosion ist und bleibt: das fantastisch zubereitete Stück Fleisch.
Mit Kölschdurst funktioniert auch der Spontanbesuch
Neben dieser Spezialität des Hauses und den rheinischen Klassikern gibt es im Haus Scholzen auch noch eine Tageskarte, die je nach Jahreszeit wechselnde Gerichte anbietet. Aktuell wurde in dem Ehrenfelder Traditionslokal zum Beispiel die Spargelsaison eingeläutet – das Wurzelgemüse gibt es unter anderem ganz klassisch mit Schnitzel, Kartoffeln und Sauce Hollandaise. Außerdem im Angebot: Ein Fischgericht mit frischem Fisch vom Markt. All das wird serviert in uriger Brauhausatmosphäre, in der sich dank herzlicher Bedienung und leckerer Speisen übrigens längst nicht nur die Ü60-Generation wohl fühlt.
Wer jetzt hungrigsabbernd sofort ins Scholzen galoppieren möchte, der sollte vorab allerdings ein paar Dinge wissen. Erstens: Montags und dienstags ist Ruhetag. Zweitens: Die Küche schließt bereits Viertel vor Zehn. Und drittens: Das Haus Scholzen ist derart beliebt und gut besucht, dass diejenigen, die sofort einen Tisch besetzen wollen, unbedingt reservieren sollten. Wer etwas mehr Geduld und dazu auch noch Kölschdurst mitbringt, kann den Spontanbesuch aber durchaus wagen. In der Regel wird man dann nämlich solange an der Bar geparkt und mit Gaffel versorgt, bis der nächste Tisch frei ist. Und da das von außen recht beschaulich wirkende Ecklokal innen geradezu riesig ist, dauert das meist auch gar nicht so lange. Also: Prost und guten Hunger!

"Noch ein Kölsch?" Diese Frage bekommt man dank des aufmerksamen Service schon dann gestellt, wenn der letzte Schluck noch nicht ganz getrunken ist.

Der Ehrenfelder Senfrostbraten – am besten mit Rumpsteak (20,90 Euro) – ist die Spezialität des Hauses. Empfehlung: Unbedingt probieren!

Wo: Venloer Straße 263, 50823 Köln. Wann: Mittwoch bis Sonntag 11.30 bis 15 Uhr und 17 bis 24 Uhr (Küche: 12 bis 14 Uhr und 18 bis 21.45 Uhr)