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Köln: Wenn Poldi Prinz ist, ist Martin König

Köln hat seit ein paar Tagen gleich zwei neue Eisdielen: Ice Cream United von Lukas Podolski im Belgischen Viertel und Stecco Natura in der Südstadt. Wie's geschmeckt hat, erfahrt ihr hier.

Mit Bällen kennt Poldi sich aus. Jetzt eben Bällchen – nicht ins Tor, sondern ins Hörnchen. Bei Ice Cream United im Belgischen Viertel. Eis – das mochte der Poldi schließlich schon immer. Hat er zumindest den vielen Kamerateams erzählt, die beim Opening seiner Eisdiele die Linse auf Kölns beliebtesten Kicker richten und direkt mal testen durften. Das mit dem Testen, das wollte bei der Eröffnung übrigens ganz Köln. Gefühlt zumindest. Menschen soweit das Auge reicht. Die Kölner sind jeck – und wenn's um Poldi geht, setzt offenbar so einiges aus. Als die erste Göre den Laden mit Autogramm und Poldi-Gelato verlässt, gibt es nur noch eine Frage: "Wie hast du das gemacht", wollen alle wissen. "Hab sechs Stunden angestanden", sagt sie. "Hast du Fieber, Mädchen", frage ich mich. Auf zu Schmitz. Eis ohne Wahnsinn – trotzdem wahnsinnslecker.

Fünf Tage später: Donnerstagnachmittag, es regnet. Eiswetter geht anders. Der perfekte Zeitpunkt also, um dem Poldi-Hype ein Schnippchen zu schlagen. Ice Cream United, zweiter Versuch. Tatsächlich: Immer noch voll, aber keine Endlosschlange mehr. Chic sieht es aus, ein bisschen hip, ein bisschen industrial. Belgisches Viertel eben. Und nicht ganz billig – der Laden wurde von Exquisit eingerichtet. Im Tresen drehen die Eismaschinen munter ihre Runden, das Eis wird vor den Augen der Gäste hergestellt. Nice. Immerhin geht hier niemand davon aus, dass jede Drecksbude zur Goldgrube wird, nur weil Poldi seinen Namen dafür hergibt. Der erste Eindruck jedenfalls stimmt. Das Konzept ist durchdacht, die Begrüßung freundlich und die Karte in Gazetten-Optik irgendwie charmant – auch wenn Poldi selbst natürlich so italienisch ist wie Sauerkrautsuppe. Aber dafür hat er ja seine Geschäftspartner mit der Gelato-Connection.

Zwölf Sorten stehen an der Tafel, einige davon vegan und laktosefrei. Meine Wahl fällt auf Pistazie. Was sonst. Wer das so richtig gut kann, kann auch den Rest. Meistens zumindest. 1,20 kostet die Kugel, die dann doch keine Kugel ist, sondern mit dem Spachtel in den Becher oder wahlweise aufs hausgemachte Hörnchen gestrichen wird. Wie in Bella Italia. Man meint es gut mit mir: Die Portion ist riesig. Und der Geschmack? Cremig, sehr cremig sogar. Und wahnsinnig sahnig, für meinen Geschmack zu sahnig. Jeder Löffel schmeckt wie 500 Kalorien – daran ändert auch die Information nichts, dass in dem Eis "nur" zwölf Prozent Zucker enthalten sind. Der Pistaziengeschmack hingegen könnte intensiver sein. Insgesamt nicht richtig schlecht, aber auch nicht richtig gut. Jedenfalls kein Weltmeister.

Der Weltmeister – der sitzt allerdings einen Tisch weiter. Tatsächlich, Prinz Poldi himself. Als Gast in seiner eigenen Eisdiele. Und das ohne stundenlanges Anstehen. Nicht schlecht. "Muss ich festhalten, glaubt einen ja sonst wieder keiner", denke ich. Ich gehe rüber. Noch bevor ich einen Ton gesagt habe, greift Poldi zum Stift. Unter seiner Hand liegt ein Stapel Autogrammkarten. Ich muss lachen. "Ach, wolltest du mir ein Autogramm aufdrängeln", frage ich. Offenbar bin ich die einizige, die das irgendwie lustig findet. Poldi guckt bedröppelt. Jetzt fällt auch mir auf, dass ich mal wieder den Charme eine Klobürste versprühe. "Ich will nur ein Foto, aber ich nehm trotzdem so'n Ding." Mhm, macht es jetzt auch nicht besser. "Willst du dich dazu setzen und ich mach ein Bild von euch", fragt der Typ neben Poldi. "Nö, nur Poldi." Natürlich hätte ich noch fragen können, was denn Poldis liebste Eissorte ist und ob er jetzt öfters hier is(s)t. Aber da ich auf der Beliebtheitsskala wohl gerade inetwa das Level von Fußpilz erreicht habe, lasse ich das.

Ein paar Stunden später, Südstadt, Bonner Straße: Ein kleiner Laden mit Eis am Stiel in knalligen Farben sticht mir ins Auge. Stecco Natura heißt er – und hat am gleichen Tag wie Poldis Eisdiele eröffnet. Etwa zehn verschiedene Sorten gibt es – Milch- und Fruchteis, veganes und glutenfreies. "Verdammt, ich hatte schon Eis", sagt die Vernunft. "Ach komm, nur mal gucken", sagt das Fressteufelchen. Oh mein Gott: Himbeer, Mango, Limone, Nougat.... Ihr dippt das auch noch in Schokolade? Muss ich haben! Himbeer mit weißer Schokolade und Pistazien bitte. Macht 3,50 Euro – 2,50 Euro für's Eis, 50 Cent pro Topping. Erster Biss: OH! MEIN! GOTT! IST! DAS! GUT! Kein Zucker, keine Zusatzstoffe, etwa 70 Prozent Fruchtanteil, Geschmack pur. Wo war dieses Zeug nur all die Jahre? Das ist das Heroin unter dem Eis – macht sofort süchtig.

Einen Tag später, Stecco Natura – die Zweite: Heute ist Martin da – der Kölner, der das Eis von Stecco Natura nach Deutschland geholt hat. Die Geschichte dazu: Er und seine Freundin haben irgendwann ihre Bürojobs an den Nagel gehängt, die Koffer gepackt und die Welt bereist. Zwei Jahre lang. In Italien sind sie dann auf Stecco Natura gestoßen. Das Problem: Hat man einmal davon genascht, macht ein Leben ohne dieses Eis irgendwie keinen Sinn mehr. Zumindest keinen richtigen. Dachte sich auch Martin. Also hat er sich kurzerhand mit den Gründern in Verbindung gesetzt, sie auf Sizilien besucht und siehe da – die kölsch-italienische Connection war so voller Amore, dass Martin nun die Stecco-Rechte für Deutschland in der Tasche hat. Was ihr da an der Bonner Straße in der Südstadt geboten bekommt, ist also eine Deutschlandpremiere – und großes Kino noch dazu.

Martin schmiedet kurz nach der Eröffnung übrigens schon weitere Pläne: Bald wird es im Rhein-Center Weiden eine zweite Filiale geben. Auch Ice-to-go-Boxen für den Transport bis zur heimischen Kühltruhe, ein mobiler Eiswagen für Events und Expansion in andere Städte dank Franchise-System sind angedacht. Und Martin verrät mir noch etwas, nachdem ich mein himmliches Mango-Eis mit weißer Schokolade verputzt habe: Auch er hat Pistazieneis. In die Auslage kommt das aber erst, wenn der Nachschub da ist. Ich darf trotzdem schon mal testen. Und was soll ich sagen: DAS ist das beste Pistazieneis der Stadt. Voller Geschmack, leicht körnig – hier schmeckt man die gemahlenen Nüsse auf der Zunge. Sorry Poldi, aber wenn du der (Eis-)Prinz bist, dann ist Martin der König.

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