Achtung, jetzt wird's richtig cool: In Ehrenfeld weht seit Neuestem eine Prise Berlin. Addiert mit Kölner Gastlichkeit und zwei Ladies, die wissen, was einen guten Laden ausmacht, ergibt das: Wallczka.

Also mit Berlin und Köln ist das ja angeblich so: Die, die denken, sie sind cool, wohnen in Berlin. Aber die, die wirklich cool sind, die wohnen in Köln. Hab ich zumindest mal gehört – und zwar in einem ziemlich coolen Podcast von zwei ziemlich coolen Mädels aus Berlin. Die haben das wiederum in einem anderen Podcast gehört, der ziemlich cool sein muss, wenn zwei coole Mädels aus Berlin mit 'nem coolen Berliner Podcast den anhören. Ihr seid verwirrt? Machen wir's kurz: Coole Leute finden, dass Kölner cooler sind als die coolen Berliner.
Fragt sich nur, warum das jetzt überhaupt wichtig ist, wenn es hier doch ums Wallczka geht – DEN neuen Foodie-Hotspot in Ehrenfeld. Nun ja: Weil es der ein oder andere vielleicht uncool finden könnte, dass der Laden an der Subbelrather Straße von einem Berliner Design-Büro gestylt wurde. Als hätten wir in Köln keine kreativen Köpfe. Doch genau da kommt die Berlin-Köln-Sache ins Spiel. Für Ego-Juckreiz sind wir Kölner nämlich viel zu cool. Und weil im Wallczka niemand einem Hype hinterherhechelt, der übermorgen schon wieder von gestern ist, ist der neue Ehrenfeld-Style made in Berlin letztlich vor allem eines: ziemlich cool, stylish und neat, ein bisschen arty, ein bisschen farty. Selbst – oder vor allem – die Toilette. Ist das noch Design oder ist das schon Kunst? Letzteres. Tatsächlich. Das stille Örtchen mit der lauten Farbe, der Spiegeldecke und der abgefahrenen Beleuchtung wurde nämlich von einem Künstler entworfen – auch aus Berlin. Steht nur nirgendwo. Denn das wäre dann doch irgendwie uncool. Stattdessen: Understatement. Geschissen auf die Kunst. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Ju-Ju & Iga, Foto: Valerie Schmidt
Ebenfalls ein Hingucker: die beiden Inhaberinnen Julia, die alle nur Ju-Ju nennen, und Iga. Die Mädels kennen sich schon eine gefühlte Ewigkeit, haben zusammen im "Kaffee und Kuchen" gearbeitet und irgendwann ihren eigenen Catering-Service auf die Beine gestellt. Studiert hat das blonde Girlpower-Duo eigentlich was Anderes – die eine was mit Fotografie, die andere was mit Sport. Dass sie trotzdem echte Gastro-Profis sind, beweisen die beiden nun im...Walltschka, Wallschack, Walltska, Wallhalla, Was? Wallczka! Nicht der simpelste Name der Kölner Gastro-Geschichte, dafür aber der wohl demokratischste. Denn Iga und Ju-Ju haben einfach ihre Nachnamen halbiert und wieder addiert. Wallstab plus Raczka gleich Wallczka. Klingt logisch.
Klein, aber oho!
Logisch ist für Iga und Ju-Ju aber vor allem, dass sie in ihrem ersten eigenen Laden all das umsetzen wollen, was sie als Gast selbst von einem guten Lokal erwarten würden. Heißt: tolles Essen, qualitativ hochwertige Produkte, freundlicher Service, aber bitte keine Mondpreise. Versuch geglückt. Wer ins Wallczka geht, wird rundum charmant bedient – ganz ohne aufgesetzte Freundlichkeit.

Erste Sahne ist aber nicht nur der Service, sondern auch das Essen. Frei nach dem Motto: Klein, aber oho. Statt wuchtiger Tellergerichte stehen für den Abend Mezze auf dem Programm. Mittelgroße Leckereien mit kulinarischen Einflüssen aus aller Welt – und die reichen vom Ofenfeta mit Tomaten-Marmelade (4,90 Euro) bis hin zum Kimchi-Pfannkuchen mit Aubergine (6,80 Euro), Entenbrustscheiben auf Spinatsalat (8,90 Euro), Zucchinialbondigas mit Tomaten-Currysauce (5,40 Euro) und vielem mehr. Gezaubert aus hochwertigen und möglichst regionalen Zutaten. Geschmacksurteil: richtig lecker.
Je nach Hunger empfehlen sich zwei bis drei Mezze pro Person. Noch besser: Einfach mit mehreren Leuten ins Wallczka gehen und gemeinsam eine bunte Auswahl bestellen. So kann jeder nach Lust und Laune von allem probieren. Genau das war ohnehin die Idee der Gastro-Gründerinnen: "Wir wollten nicht, dass jeder stumm vor seinem Teller sitzt. Darum die Mezze", erklärt Ju-Ju. Geselligkeit à la carte sozusagen. Wer auf die Plate-for-One-Nummer besteht, der schaut am besten zwischen 12 und 17 Uhr vorbei, denn dann bietet das Wallczka seinen Mittagstisch mit täglich wechselnden Gerichten an.
Frühstück, Kaffee und Kuchen
Klingt alles ziemlich cool? Ist es auch. Doch es wird noch cooler, denn das Wallczka ist nicht nur Restaurant und Bar, sondern auch Café. Bedeutet: Es gibt Frühstück. Für den Start in den Tag stehen unter der Woche Bio-Rührei, Obstsalat, Joghurt mit hausgemachtem Granola, Käse- und Wurstplatten zur Auswahl. Am Wochenende legen Iga und Ju-Ju mit ihren warmen Frühstücksoptionen noch eine Schippe drauf. Wer brunchen will, findet hier unter anderem Röstis, Armer Ritter oder pochierte Eier, wie ihr sie bestimmt noch nicht gegessen habt.

Zuguterletzt die gute Nachricht für alle Zuckersüchtigen: Im Wallczka muss niemand unterm Tisch heimlich an mitgebrachten Schoko-Riegeln knabbern. Denn wer wie Iga und Ju-Ju lange im "Kaffee und Kuchen" gearbeitet hat, der hat beides natürlich auch im eigenen Laden vorrätig. Alles selbstgebacken, süß und lecker. Besonders zu empfehlen: die Peanutbutter-Teilchen. Holy Moly!
Dazu gibt's natürlich Kaffee – und auch hier beweisen die Ladies, wie durchdacht ihr Konzept ist. Für die Bohnen der Ernst Kaffeeröster haben sie sich nämlich nicht nur entschieden, weil es die sonst bisher in keinem anderen Ehrenfelder Café gibt, sondern vor allem, weil sie wissen, wie das Ernst-Röstverfahren funktioniert – und dass es seinen Grund hat, dass Ernst-Kaffee unter Kennern die wohl beliebteste Kölner Rösterei ist. Eine rundum coole Sache also dieses Wallczka in Köln.

Wo: Subbelrather Straße 295, 50825 Köln. Wann: Montag bis Freitag von 8 bis 24 Uhr, Samstag von 9 bis 1 Uhr, Sonntag von 10 bis 24 Uhr