Köln hat ein neues asiatisches Restaurant, das so manch einen an seinen Lieblings-Vietnamesen erinnern dürfte. Kein Wunder: Das Chum Chay ist das neue Baby des ehemaligen Lu-Inhabers Toni Pham.

Wenn deine Lieblingsband sich eigentlich schon von der Bühne verabschiedet hat und dann plötzlich doch eine neue Platte rausbringt, dann ist das ein bisschen wie frisch verliebt sein: eine Mischung aus Aufregung, Euphorie und dem Gefühl, dass das eigentlich nur gut werden kann – ja, gut werden muss. Ähnlich dürfte es einigen Kölnern gegangen sein, als die Nachricht die Runde machte, dass der ehemalige LU-Besitzer Toni das Gastro-Business doch nicht an den Nagel hängt, sondern einen neuen Laden aufmacht. Das Chum Chay am Friesenwall 29.
Eine Woche nach Eröffnung scheint das Ganze schon jetzt ein Selbstläufer zu sein. Der Laden brummt. Kein Wunder: Schließlich steht Toni selbst am Herd – und seinen Kochkünsten ist es zu verdanken, dass sich das LU einen Namen als einer der besten Vietnamesen der Stadt machen konnte. Auf Leuks Asia-Hitlste rangiert der kleine Laden zwischen Zülpicher Straße und Barbarossaplatz jedenfalls schon seit Ewigkeiten auf Platz 1. Wegen der frischen Zutaten, dem netten Ambiente und dem tollen Preis-Leistungs-Verhältnis.

Genau damit punktet der 39-Jährige nun auch in seinem neuen Laden. Viele Gerichte im Chum Chay erinnern an die beliebte LU-Küche: Reisnudeln mit gelbem oder dicke Nudeln mit grünem Curry zum Beispiel. Selbst den fruchtig-frischen Lime Juice gibt es. Zahlreiche neue Gericht und Getränke sind allerdings hinzugekommen. Bananenblüten-Salat, Mangopudding mit Maracujasauce oder hausgemachter Möhren-Eistee zum Beispiel. Allesamt hervorragend. Nur eine Zutat fehlt: Fleisch. Im Chum Chay wird ausschließlich vegetarische und vegane Kost serviert. Statt Fleischgarnitur gibt es Tofu. Mal mariniert, mal paniert, mal geschmort. Wirklich etwas vermissen dürften da nur die Wenigsten. Denn: Toni kocht nun insgesamt aufwendiger, um – wie er selbst sagt – auch ohne Fleisch den vollen Geschmack auf die Teller zu bringen. Dazu brauche es frische Zutaten und viele Gewürze, die vor allem eines sein müssen: authentisch. Wie in Vietnam eben.
Mit dem Chum Chay hat Toni nicht nur in Sachen Geschmack ein Stück seiner Heimat nach Köln geholt. Auch optisch erinnert hier alles an das Land, dass er vor 17 Jahren verlassen hat. Die typisch asiatischen Dachziegel an der Decke zum Beispiel. "Die erinnern mich an meine Kindheit und daran, wie laut der Regen damals darauf geklopft hat", erzählt er. Oder die Korblampen, die die meisten Gäste wohl für chice Designer-Teile halten – es sind umfunktionierte Hühnerkäfige aus Vietnam. Die Fotos auf der Speisekarte hat Toni bei seinem letzten Besuch in der Heimat selbst geschossen. Und dann ist da natürlich noch die offene Küche, die an asiatische Garküchen erinnern soll.

Dass Toni so schnell wieder in einer Restaurantküche stehen würde, hätte er Anfang des Jahres wohl selbst kaum für möglich gehalten. Damals verkaufte er das LU schweren Herzens. Der Gesundheit wegen. Wer jahrelang eine gut laufende Gastronomie schmeißt, ist eben irgendwann nicht mehr der fitteste aller Turnschuhe. Der Rat des Arztes: Weniger Fleisch essen! Toni hielt sich dran – und wurde Vegetarier. Nur das fleischfreie Gastro-Angebot in Köln überzeugte ihn nicht so recht. Als Toni dann das freie Ladenlokal am Friesenwall samt ruhigem Innenhof entdeckte, war es um ihn geschehen. Das Gastronomenherz schlug plötzlich lauter als Regen auf vietnamesischen Dächern. Ergebnis ist Tonis Chum Chay, das für Kölner Asiafood-Fans ein bisschen so ist, als hätte ihre alte Lieblingsband plötzlich wieder eine neue Platte rausgebracht.

Im Chum Chay wird nicht nur mit Liebe gekocht – auch die Inneneinrichtung hat Besitzer und Koch Toni mit Liebe zum Detail selbst gestaltet.

Wo: Friesenwall 29, 50672 Köln. Wann: Montag bis Samstag von 12 bis 23 Uhr, Sonntag und Feiertage von 15 bis 23 Uhr