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Holland: Utrecht - wie Amsterdam in klein

Wer das Flair von Amsterdam liebt, es generell aber etwas ruhiger mag, für den ist Utrecht die perfekte Wahl. Nützliches Wissen für euren Ausflug in die niederländische Studentenstadt – inklusive Café-Guide – findet ihr hier.

Für manche Dinge braucht es nicht viele Worte. Utrecht zum Beispiel. Um die niederländische Stadt zu beschreiben, genügen nämlich eigentlich schon drei Worte: Amsterdam in klein. Allerdings wäre das dann doch eine recht lieblose Umschreibung für ein Städtchen, dass es immerhin auf die Lonely-Planet-Liste der zehn meistunterschätzten Orte der Welt geschafft hat. Und doch ist der Vergleich treffend. Denn idyllische Grachten, höllandische Fachwerkhäuser, nette Geschäfte, hübsche Cafés und Bars – all das, wofür Amsterdam so bekannt und beliebt ist, gibt es auch eine halbe Stunde Zugfahrt entfernt von der pulsierenden Haupstadt. In Utrecht. Nur dass hier eben alles etwas ruhiger, übersichtlicher und kleiner ist – deswegen aber noch längst nicht weniger schön. Zeit also, diese Stadt auf eure Bucket List zu setzen.

Anreise & Übernachtung

Wer in Köln wohnt, für den bietet es sich an, mit dem Zug nach Utrecht zu reisen. Dank Sparpreis-Angebot zahlt ihr für die Fahrt mit dem ICE zwischen 20 und 40 Euro pro Strecke und seid in weniger als zweieinhalb Stunden da. Stressfreier geht es kaum. Wer keine Lust hat, vom Utrecht Centraal noch lange Koffer zu schleppen, dem sei für die Übernachtung das nh Hotel an der Jaarbeursplein direkt neben dem Hauptbahnhof empfohlen. Beim Blick von außen werdet ihr euch zwar fragen, ob ich jetzt vollkommen den Verstand verloren habe, euch diese Inkarnation der Hässlichkeit ernsthaft ans Herz zu legen. Doch wartet mit eurem Urteil, bis ihr diesen grauen Betonklotz von innen gesehen habt. Hier ist alles hell, freundlich, modern und sauber. Euer Geschäft verrichtet ihr auf Villeroy & Boch-Schüsseln, geschlafen wird auf Matratzen mit dem Prädikat "besonders bequem" und das Frühstück verdient Schlaraffenland-Status.

Von Pancakes mit verschiedenen Saucen bis hin zu Würstchen, Ei, getoasteten Sandwiches und Obstsalat bietet das nh Hotel Utrecht wirklich alles, was es für einen gelungenen Start in den Tag braucht. Die Brot- und Saftauswahl ist riesig, Kaffee könnt ihr trinken bis zum Herzinfarkt und selbst an Menschen mit Glutenunverträglichkeit ist gedacht. Weiterer Pluspunkt: Am Abreisetag könnt ihr euer Gepäck auch nach dem Checkout (bis 12 Uhr) noch im Hotel lassen und später abholen. Bleibt die Frage nach dem Preis. Wir haben für ein Doppelzimmer für zwei Nächte inklusive Frühstück 214 Euro bezahlt - macht 56 Euro pro Peron und Nacht. Da alleine das Frühstück einen geschätzten Wert von mindestens 20 Euro hat, ist das ein echtes Preis-Leistungs-Schnäppchen.

Sehenswürdigkeiten

Die im wahrsten Sinne des Wortes größte Attraktion der Stadt ist der Dom inmitten der Altstadt. Dessen Turm ist mit seinen 112 Metern der höchste des Landes und fast überall in Utrecht zu sehen. Eine gute Orientierung also, um den Weg ins Zentrum zu finden. Wem ein kleines Workout gerade recht kommt, der sollte zur Touristeninformation direkt neben dem Dom marschieren und sich ein Ticket für die Turmbesteigung sichern. Die Touren werden täglich bis 17 Uhr angeboten, kosten neun Euro pro Person und dauern inetwa eine Stunde. Kleiner Nachteil: Auf eigene Faust könnt ihr den Domturm nicht erklimmen - die Guided Tour ist ein Muss. Dafür gibt es oben einen fantastischen Blick über die Stadt.

Natürlich gibt es noch einige weitere Sehenswürdigkeiten, die ihr euch in Utrecht auf die To-do-Liste setzen könnt: Der Blumenmarkt am Samstag zum Beispiel, die verschiedenen Museen der Stadt oder der Botanische Garten "Oude Hortus". Meine Empfehlung lautet jedoch: Packt die To-do-Liste zur Seite und schlendert einfach nur durch die Gassen. Utrecht lässt sich nämlich bestens zu Fuß erkunden. Also: Genießt die Grachten mit ihren Booten, die wunderschöne Architektur, lasst euch hier und da auf einen Kaffee oder ein Bierchen nieder und atmet eine Prise holländische Leichtigkeit.

Shoppen

Grundsätzlich bin ich kein großer Fan davon, auf Reisen viel Zeit aufs Shoppen zu verschwenden. Einkaufen kann man schließlich auch zuhause. Dennoch gibt es in Utrecht viele hübsche Läden und Boutiquen, die man in Deutschland nicht findet. Die Verlockung, doch die ein oder andere Ladentür zu entern, ist dementsprechend groß. Hier also ein paar Empfehlungen: Für Interior- und Design-Liebhaber lohnt sich ein Abstecher zu Mooi en Belle, Dille & Kamille, Sissy-Boy und Rachmaninoff Wonen. Tolle Prints und Karten findet ihr bei It all starts with a postcard und eine fantastische Käseauswahl bietet die Kazerij Stalenhoef.

Essen

Der gemeine Nicht-Holländer bringt die niederländische Küche in der Regel vor allem mit einem in Verbindung: jeder Menge Frittiertem. Fritten, Frikandel, Bitterballen. Gesund essen geht nicht? Geht sehr wohl. Auch in Utrecht. Wenn ihr auf der Suche nach Essen seid, das euch während des Sightseeings nicht stundenlang wie zehn Steine im Magen liegt, dann gibt es hier drei Anlaufstellen für euch:

Gys

Das GYS – ein Restaurant, das es in Utrecht gleich zwei Mal gibt – hat sich Bio-Küche auf die Fahnen geschrieben. Will heißen: Alles, was hier auf die Teller und ins Glas kommt, ist Bio. Gesunde Kost, die dabei auch noch richtig lecker schmeckt. Viele Gerichte sind vegetarisch, vegan oder glutenfrei.

Poké Perfect

Auch in Utrecht ist der Foodtrend aus Hawaii angekommen: Poké Bowls gelten auf der Insel schon seit Jahrzehnten als beliebte Vorspeise. Traditionell vereinen sie rohen Fisch mit Reis, Salat und exotischer Sauce in einer Schüssel – und werden darum auch gerne als "Sushi in a Bowl" beschrieben. Diesen Klassiker und diverse Abwandlungen bekommt ihr bei Poké Perfekt. Lecker, leicht und gesund.

Sla

Ebenfalls auf den Bowl-Trend-Zug ist Sla aufgesprungen. Egal, ob ihr Veganer oder Vegetarier seid, glutenfreies Essen möchtet oder doch gerne etwas Fleischbeilage habt – hier könnt ihr euch eure Salate nach Wunsch zusammenstellen lassen. Oder ihr entscheidet euch für eine der vorgeschlagenen Kombis. Egal, worauf eure Wahl fällt: Die Zutaten sind bio, regional, gesund und lecker.

Bier

Belgisch Biercafe Olivier

Mit Kirchen mag man viel assoziieren, nur Biergelage – die gehören irgendwie nicht so richtig dazu. In Utrecht hingegen ist genau das möglich. Denn ausgerechnet in einer ehemaligen Kirche befindet sich die erste Anlaufstelle für belgische Biere. Auch wenn hier inzwischen nicht mehr der Allmächtige das Hausrecht inne hat, erinnert im Cafe Olivier noch so einiges daran, dass dies einmal heilige Hallen waren. Orgel, Empore und Heiligenfiguren kann man im Olivier mit einem Kriek oder Duvel zuprosten. Für romantische Flüsterabende eignet sich diese Location aufgrund des immensen Geräuschpegels zwar nicht so richtig, mindestens ein Bierchen sollte sich jeder Utrecht-Besucher in diesem speziellen Ambiente dann aber doch gönnen. Passend zum rustikalen Look und der riesigen Bierkarte gibt es typisch holländische Snacks aus der Fritteuse.

Orloff aan de Kade

So nett es im Cafe Olivier auch ist – bei schönem Wetter dürfte die Lust, draußen zu sitzen, dann doch überwiegen. Blöd nur, dass es vor dem Kirch-Lokal nur wenige Terrassenplätze gibt. Also auf zum Orloff aan de Kade – dort, direkt an einer Gracht, ist jede Menge Platz für Frischluftfanatiker. Neben holländischem Pils werden hier auch Wein, Kaffee und Alkoholfreies ausgeschenkt. Wen der Hunger überkommt, der findet zudem eine vielfältige Speisekarte, die von Suppe und Appetizern bis hin zu Pasta, Salat und Pizza reicht. Und keine Sorge: Selbst wenn's draußen nicht so richtig kuschelig ist – nett sitzen kann man hier auch drinnen.

Nachtleben: ACU & 't Oude Pothuys

Wer nicht nur Bier trinken, sondern auch das Nachtleben von Utrecht erleben will, ohne dabei in einem trashigem Club voller paarungswilliger Pubertiere zu landen, für den sind das ACU und 't Oude Pothouys gute Anlaufstellen. Das ACU ist ein kleiner Laden, der vor allem in der alternativen und linken Szene beliebt ist. Kein Wunder: Die Abkürzung steht für Antifa Café Utrecht. Neben dem überschaubaren Barbereich gibt es einen großen Raum mit Tanzfläche, in dem DJs auflegen und Bands spielen. Die meisten Veranstaltungen sind kostenlos und das Musikprogramm reicht von Alternative und Indie bis hin zu Techno, HipHop und Electro. Um zu erfahren, was gerade ansteht, checkt ihr vorab am besten die Website des ACU.

Wem ein uriges Kellerlokal mit Live-Musik eher zusagt, der sollte im 't Oude Pothouys vorbeischauen. Bands treten hier fast jeden Tag auf - ebenfalls bei freiem Eintritt. Will heißen: Ihr könnt vor der Bühne stehen und die Musiker anschmachten – oder einfach nur gemütlich am Tisch sitzen und bei Kerzenschein einen Drink nehmen. Bei schönem Wetter bietet sich draußen sogar ein Platz direkt an der Gracht an. Die Preise für Wein und Bier sind fair und die Atmosphäre top.

Cafés

Broei

Eines der wohl schönsten Cafés in Utrecht ist das Broei. Hier gibt es nicht nur guten Kaffee, leckere hausgemachte Limonaden und alkoholische Drinks, sondern auch Kuchen und herzhafte Gerichte. Gut aufgehoben seid ihr im Broei zu so ziemlich jeder Tageszeit, denn von Frühstück, Brunch, und Lunch bis hin zum Dinner gibt es hier alles. Bei schönem Wetter könnt ihr das Ganze sogar auf der Terrasse genießen.

Rocking Chair

Ein Stück außerhalb der belebten Innenstadt findet ihr ein kleines, hübsches Café namens Rocking Chair, das unter dem Motto "Coffee and Good Bites" selbiges anbietet: leckeren Kaffee, herzhafte Snacks und süße Naschereien. Außerdem bekommt ihr hier einen richtig leckeren Matcha Latte, bei dem garantiert nicht am grünen Wachmacher-Pülverchen gespart wurde.

t'Koffieboontje

Dass die Niederländer in ihrer Sprache gerne mit Verniedlichungen arbeiten, hat schon etwas Charmantes. Mindestens ebenso charmant ist t'Koffieboontje – das Kaffeeböhnchen. Zubereiten lassen könnt ihr euch jene Böhnchen dort ganz klassisch mit der Siebträgermaschine, oder eben mit V60, Dripper, Aeropress sowie Moccamaster. Dazu werden Snacks und Kuchen angeboten. In Utrecht findet ihr t'Koffieboontje übrigens in doppelter Ausführung. Besonders zentral gelegen ist die Filiale an der Oudegracht.

Het Muzieklokaal

Dass Musik in einem Laden namens Muzieklokaal eine wichtige Rolle spielt, ist unschwer zu erraten. Was dann aber doch ein wenig überrascht: Hier geht es nicht um Charts , sondern ausschließlich um Klassik. Ziel der Macher ist es, klassische Musik aus dem traditionellen Kontext zu rücken. Und genau das gelingt dem Muziekloaal: Trotz Flügel, Uralt-Radio und Klassik aus Boxen ist dieses Café kein bisschen verstaubt. Im Gegenteil: Dieser Laden ist hip, stylish und rundum schön. Die Musik? Ist keine Sekunde aufdringlich. Hier dürften sich also auch diejenigen wohlfühlen, die normalerweise wenig mit Klassik anfangen können.

Meener Peer

Kaffee, hausgemachte Kuchen, Brote, Joghurt und viele andere Leckereien - genau damit verwöhnen die beiden Freundinnen Renske und Floor ihre Gäste in ihrem Café Meener Peer. Mindestens ebenso bezaubernd wie die beiden Inhaberinnen ist der Laden selbst. Bunt und mit viel Liebe zum Detail eingerichtet. Draußen gibt's den Blick aufs Wasser und drinnen eine Spielecke für die Kleinen. Eigentlich perfekt - wären da nicht diese Kunstblumen. Aber selbst über die schaut man in einem so sympatischen Laden gerne hinweg. Kann ja nicht jeder einen grünen Daumen haben.

Rabarber

Was im Rabarber auf die Karte kommt? Alles, was die Macher selbst lecker finden. Und die haben offenbar Geschmack. Das beweist nicht nur der Blick in die Karte und Kuchenvitrine. Auch das Café mit seinen stilvollen Fliesen und den urigen Holztischen ist so hübsch, dass man einfach sitzen bleiben möchte. Mitten auf der Einkaufsmeile Zadelstraat gelegen, lässt es sich im Rabarber wunderbar entspannen – beim Frühstück, Lunchen oder auch nur auf einen Kaffee. Der wird übrigens mit den Bohnen von LiveBuild gemacht – ein Projekt, das den Kaffeeanbau in Kamerun fördert. Tolles Konzept, toller Geschmack!

Stael

Wer ganz scharf auf High Tea – eine in Holland weit verbreitete und aus Großbritannien stammende Tradition, bei der zahlreiche süße und herzhafte Kleinigkeiten auf einer Etagere serviert werden – ist, der wird im Stael fündig. Für rund 20 Euro pro Person könnt ihr euch an vielen verschiedenen Snacks satt essen. Allerdings müsst ihr für den High Tea vorher reservieren. Wem das zu aufwendig ist, der sucht sich zum Beispiel etwas aus der Kuchenvitrine aus – den Carrotcake zum Beispiel. Lecker. Kaffee gibt es zwar definitv besseren in Utrecht, das schöne Ambiente hier macht aber so einiges wett.

Fun Facts zu Utrecht

  • Mit rund 340.000 Einwohnern ist Utrecht immerhin die viertgrößte Stadt der Niederlande.

  • Utrecht hat die größte Universität des Landes, weswegen ihr hier auf so viele junge Menschen trefft. 70.000 Studenten leben in der Stadt.

  • Direkt neben dem Hauptbahnhof baut die Stadt das weltgrößte Fahrradparkhaus - mit Platz für 12.500 Fahrräder.

  • In Utrecht wurde 1885 der weltweit erste Fahrradweg gebaut.

  • Utrecht oder Amsterdam? Beides! Die Städte liegen nicht einmal eine halbe Stunde Zugfahrt voneinander entfernt, sodass ihr an einem Wochenende gleich zwei tolle Orte erkunden könnt. Zudem sind die Hotels in Utrecht günstiger, sodass sich die Kombination in jeder Hinsicht lohnt.

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